FAQ - Antworten für Eltern
Warum arbeiten wir mit der Silbenmethode?
Weil sie sowohl schwachen als auch starken Kindern den Schriftspracherwerb erleichtert. Dabei werden dem Leseanfänger Wörter in überschaubaren Buchstabengruppen (Silben) unterteilt, was dem natürlichen Sprechrythmus entspricht und das Dekodieren und somit auch das sinnverstehende Lesen erleichtert. Durch das automatisierte Erfassen der Silben als Ganzes erfahren die Kinder bereits von Anfang an Leseerfolge und kann sich somit ihre Lesemotivation stabil aufbauen. Dem Schreibanfänger gibt die Silbenmethode Sicherheit in der Orthographie, indem er ihm durch die Einsicht in die deutsche Silbenstruktur von Anfang an einen systematischen Zugang zur Rechtschreibung ermöglicht, also ein von Regelhaftigkeit geprägter Zugang und kein phänoomenologischer, bei dem die Schreibweise einzelner Wörter mühsam erlernt werden muss.
Was sind die zentralen Merkmale der Silbenmethode?
- das Automatisieren der Silben
- das Lesen mit farbigem Silbentrenner (blau und rot)
- das Schreiben in zwei Farben (blau und rot) mit dem Zauberstift
Warum ist es so wichtig, Silben zu automatisieren?
Das Automatisieren ist von zentraler Bedeutung, damit die Kinder flüssig lesen und sicher schreiben können. Das spontane Erfassen der Silben ist eine Fertigkeit, die gelehrt und gelernt werden kann. Das Automatisieren der Silben geschieht in Trainingseinheiten, wie im Sport (Fußball, Tennis, etc.) oder bei Kulturleistungen (Klavierspielen, Ballett, etc.).
Bevor ein Tennisspiel bestritten werden kann, müssen Aufschlag, Vorhand, Rückhand etc. trainiert werden. Ehe eine Sonate gespielt werden kann, müssen die Läufe, die Intonation etc. eingeübt werden. Beim Lesen und Schreiben ist es das Automatisieren der Silben. Wird dieses beherrscht, gelingt das Lesen und Schreiben sicher und schnell.
Dadurch steigt die Lernprogression im Verhältnis zu anderen Lehrgängen stark an. Starke und schwache Kinder werden auf ihrem Niveau differenziert gefördert und gefordert.Worauf muss ich beim Lesen mit meinem Kind achten? Wie übe ich sinnvoll mit ihm?
Ihr Kind braucht tägliches Lesetraining, damit der Leseerwerb gut gelingen kann. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind täglich 10 Minuten Leseübungen macht oder liest.
Wichtig ist, dass Ihr Kind die Silben immer als Ganzes zusammenzieht beim Lesen (also Pflau-me) und nicht einzelne Buchstaben (also nicht z.B. Pf-la-um-e oder P-flau-m-e). Die farbige Silbenmarkierung hilft Ihrem Kind dabei. Die Buchstaben werden im Deutschen nämlich je nachdem, in welcher Position im Wort / in der Silbe sie vorkommen, unterschiedlich ausgesprochen. Daher ist es wichtig, dass Ihr Kind das Erlesen von Silben (und nicht von Buchstaben) automatisiert.
Als Unterstützungsmaterial eignen sich das Silbenklatschen, der Silbenschieber, die Silbenkärtchen, der Silbenlauf, Leseteppiche, das Lesen in der Silbenfibel oder pantomimisches Erraten durch Verwenden der erlernten Gebärdensprache.
- Silbenklatschen: Nennen Sie Ihrem Kind ein Wort, das dieses in Silben unterteilt sprechen soll. Dazu soll es bei jeder Silbe klatschen. Alternativ kann es auch auf den Oberschenkel patschen oder mit zwei Stiften trommeln.
- Silbenschieber: Nennen Sie Ihrem Kind eine Silbe, in der die bereits erlernten Buchstaben vorkommen. Ihr Kind legt die genannte Silbe mit dem Silbenschieber. Umgekehrt können Sie Ihrem Kind auch eine Silbe legen, die Ihr Kind dann erlesen muss.
- Silbenkärtchen: Nennen Sie Ihrem Kind eine Silbe (später auch ein Wort), in der (dem) die bisher erlernten Buchstaben vorkommen. Ihr Kind legt mit den Silbenkärtchen die entsprechende Silbe (das entsprechende Wort). Umgekehrt können Sie Ihrem Kind auch eine Silbe (ein Wort) legen, die (das) Ihr Kind dann erlesen muss. Nach und nach kommen auch ganze Sätze dazu. Achten Sie dabei auf die Großschreibung zu Beginn des Satzes und auf die Punktsetzung am Ende des Satzes.
- Silbenlauf: Erstellen Sie einmal 5 Papierkärtchen (z.B. in Post-It-Größe), auf die Sie jeweils einen der 5 Vokale in Kleinbuchstaben schreiben (a, e, i, o, u). Legen Sie diese 5 Kärtchen untereinander auf den Boden. Bewahren Sie diese 5 Kärtchen mit den Vokalbuchstaben gut auf, Sie brauchen Sie für jeden weiteren Silbenlauf. Schreiben Sie nun den neu erlernten Konsonantenbuchstaben auf einen Papierschnipsel (z.B. m) und befestigen Sie dieses Kärtchen auf dem Fuß Ihres Kindes. Nun beginnt der Silbenlauf Ihres Kindes: Indem es seinen Fuß jeweils vor einen unterschiedlichen Vokal bringt, ergibt sich jeweils eine andere Silbe. Sie können das Hüpftempo Ihres Kindes durch einen vorgegebenen Klatschrhythmus verlangsamen oder auch erhöhen.
- Leseteppich: Fordern Sie Ihr Kind auf, Ihnen die in der Schule z.B. in Form von Arbeitsblättern ausgeteilten oder auch in der Fibel durchgearbeiteten Leseteppiche laut vorzulesen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind die Buchstaben nicht einzeln liest, sondern immer zu Silben zusammenzieht. Sie können Ihrem Kind auch einen Leseteppich in Form von Silben diktieren, welche dann von Ihrem Kind mit Hilfe der Silbenkärtchen gelegt werden. Umgekehrt können auch Sie Ihrem Kind einen Leseteppich mit Silbenkärtchen legen, welcher dann von Ihrem Kind laut vorgelesen werden muss. Wichtig ist, dass das Erlesen des Silbenteppichs geübt wird, also mit Hilfe von mehreren Wiederholungen, bei der sich jeweils mit zunehmender Sicherheit das Lesetempo erhöht. Damit werden die erlesenen Silben automatisiert.
- Gebärdensprache: Die Gebärden dienen als Brücke zwischen Buchstabe und Laut. Sie ermöglichen den Kindern einen handlungsorientierten Zugang zur Schrift und erleichtern den Kindern den schwierigen Weg vom gehörten zum geschriebenen Wort. Treten Sie mit Ihrem Kind spielerisch in einen Dialog der Gebärdensprache (=Geheimsprache) und lassen Sie sich von ihm Silben in Gebärdensprache vorführen, die Sie erlesen müssen und umgekehrt. Eine vollständige Liste aller Lautgebärden finden Sie hier: https://www.mildenberger-verlag.de/fileadmin/downloads/leseproben/1405-90_Uebersicht_Lautgeaeden_ABC_der_Tiere_1_Die_Silbenfibel.pdf
Warum wird in zwei Farben geschrieben?
Die farbigen Silben kennzeichnen die Sprechsilben. Die Markierung unterstützt nicht nur beim Lesen, sondern bietet den Kindern auch bei der Rechtschreibung eine wichtige Unterstützung, da sie ihnen die Struktur deutscher Wörter aufzeigt. Somit werden die Leseregeln (immer eine Silbe auf einen Blick erfassen) zu Schreibregeln (da im Deutschen über die Silbenstruktur die Schreibung über 80% der Standardwörter mit Hilfe von erlernten Regeln systematisch erklärbar ist).
Das Silbensprechen unterstützt und steuert also das Schreiben, indem sich die Kinder durch das Verwenden der zwei Farben beim Schreibvorgang immer wieder auf die Silbengliederung rückbeziehen müssen. Dadurch müssen die Kinder sich letztlich auch weniger Einheiten merken (es ist leichter sich z.B. zwei Silben im Arbeitsgedächtnis zu behalten, als 9 Buchstaben), was sich positiv auf die Konzentration auswirkt. Außerdem werden tendenziell deutlich weniger Buchstaben ausgelassen und vertauscht, da der Rückbezug auf die Silbe eine direkte Schreibkontrolle darstellen sowie zum Abrufen der bereits erlernten Regeln (z.B. mit Hilfe der Häuschenmethode) anregt,
Darüber hinaus verhindert der häufige Stiftwechsel ein mögliches Verkrampfen der Schreibhand und führt letztlich zu einem zügigeren Schreiben.
Bereitet die Umstellung vom zweifarbigen auf den einfarbigen Lesetext Schwierigkeiten?
Nein, denn sobald ein Kind flüssig lesen kann, kann es jeden Text lesen.
Worin besteht der Unterschied zwischen der Wort- und der Silbentrennung?
Nach der neuen Rechtschreibung werden einzelne Vokale nicht getrennt. Der Silbentrenner aber markiert: E-va, O-fen.
Der Silbentrenner markiert nicht die Worttrennung. Er ist aber in den allermeisten Fällen identisch mit dieser. Der Silbentrenner markiert die Sprechsilben, d. h. er markiert die Silben, die synchron gesprochen und geklatscht werden können. Das bedeutet wiederum, dass auch ein einzelner Vokal eine Sprechsilbe sein kann, z. B. E-va, O-fen.Wie funktionieren die Häuschen?
Im Deutschen lässt sich die Rechtschreibung von über 80 % der Standardwörter allein über deren Silbenstruktur im typisch deutschen Trochäus (zweisilbigen Wort mit betonter erster Silbe und unbetonter zweiter Silbe, z.B. Palme, Sahne, Sonne) mit Hilfe von Regeln erklären. Daher hilft es den Kindern beim Schriftspracherwerb, diese Silbenstruktur in Zweisilbern näher zu betrachten. Dafür benötigen die Kinder 3 Häusertypen (A, B, C), in die jeweils nur zweisilbige Wörter eingetragen werden können. In Klasse 1 lernen die Kinder die Häuschentypen A und B kennen, ab Mitte / Ende Klasse 2 den Häuschentyp C.
Vokale stehen immer in gelben Zimmern, also in der Mitte der Silbe. Die erste Silbe eines Wortes kann offen sein, also auf einen gespannten (= langen, gedehnten) Vokal enden. Wörter mit offener Silbe werden ins Häuschen A geschrieben. Wörter, deren erste Silbe geschlossen endet, also mit einem Konsonanten im dritten Zimmer, werden in Häuschen B geschrieben. Dabei kann die zweite Silbe je nach Wort entweder zwei oder drei Silben haben.
Von Anfang an werden folgende Begriffe verwendet:
Starter = Konsonant, mit dem die Silbe beginnt
Klinger = Vokal (Indianerlaut), der immer das mittlere Zimmer der Silbe bewohnt
Stopper = Konsonant, mit dem eine geschlossene Silbe endet
Unser Merkvers lautet:
"Die erste Silbe ist immer betont, wobei der Klinger in der Mitte wohnt. In der zweiten Silbe, trau nicht deinen Ohren, schreib immer ein <e>, sonst bist du verloren."
Welche Besonderheiten gilt es bei der Häuschenschreibung beachten?
- Die Garage kann zwei oder drei Zimmer haben.
- Stehen am Anfang oder am Ende einer Silbe mehrere Konsonanten, so teilen sich diese ein Zimmer und werden senkrecht untereinander notiert.
- Doppellaute wie <ei>, <ie>, <au>, <äu>, <ai>, <eu> wohnen im Doppelzimmer der 1. Silbe im Häuschentyp A.
- Beginnt das Wort mit einem Vokal (Indianerlaut), so bleibt das 1. Zimmer leer und wird mit einem Sternchen gefüllt.
Wie kann ich zu Hause mit den Häuschen arbeiten?
Geben Sie Ihrem Kind immer wieder Anregungen zur sprachlichen Analyse bzw. fordern Sie es immer wieder auf, zu erklären, warum es dieses Wort in das entsprechende Haus schreiben würde. Somit festigen sich bei Ihrem Kind die Regeln und es wird zur Auseinandersetzung mit der Rechtschreibung angeregt. Diese Fragen könnten Sie stellen:
- Warum würdest du diesen Häusertyp wählen? ► Zur Erklärung: Häuschen A, wenn Vokal(e) in der ersten Silbe lange und gespannt gesprochen werden (z.B. <mi>); Häuschen B, wenn Vokal(e) in der ersten Silbe kurz und ungespannt gesprochen werden und sich ein Konsonant anschließt (z.B. <mil>); Häuschen C, wenn Vokal in der ersten Silbe kurz und ungespannt gesprochen wird und bei der Aussprache direkt verbunden ist mit der zweiten Silbe (z.B. <Sonne>).
- Bewohnen damit alle Vokale* ein gelbes Zimmer (also das mittlere Zimmer)? * = Indianerlaute <a>, <e>, <i>, <o>, <u> ► Zur Erklärung: Das ist wichtig, denn die Vokale kommen im Deutschen immer in der Mitte der Silbe vor.
- Hast du bei der Garagensilbe an das <e> gedacht? ► Zur Erklärung: Das ist wichtig, denn im Deutschen hört man in der zweiten unbetonten Silbe zwar häufig nicht heraus, dass ein <e> zu schreiben ist (z.B. <Sommer> und nicht <Somma>, <Schüler> und nicht <Schüla>), und dennoch wird es in den Standardwörtern so verschriftlicht. Hier können Sie gerne auf den eingeführten Merksatz verweisen: "Die erste Silbe ist immer betont, wobei der Klinger in der Mitte wohnt. In der zweiten Silbe, trau nicht deinen Ohren, schreib immer ein <e>, sonst bist du verloren."
- Hast du die Buchstaben richtig auf die Zimmer verteilt? (siehe Besonderheiten) ►Zur Erklärung: Beachte, dass bei mehreren Konsonanten in der Starterposition diese im ersten Zimmer untereinander geschrieben werden und das erste Zimmer der Häuschensilbe unbesetzt sein kann, wenn das Wort mit einem Vokal beginnt (s.o.).